Rathaus Lübeck in 3D
Der Bürgerschaftssaal
Lübeck war von 1806-1866 völkerrechtlich souverän und auch danach durch ein hohes Maß an Selbstverwaltung und Konsensdemokratie geprägt. Eine Bürgerschaft in heutigem Sinn gibt es in Lübeck erst seit 1848. Davor gab es die sogenannten „Kollegien", 12 an der Zahl. Man kann die Kollegien als Gemeinschaft der verschiedenen Gruppen der Bürgerinnen und Bürger verstehen. Die Kollegien insgesamt bezeichnete man als Bürgerschaft. Diese Bürgerschaft war ständisch gegliedert. Sie beschränkte sich ausschließlich auf Kaufleute, Gewerbetreibende und Handwerker, wobei diese auch nicht ihrer zahlenmäßigen Stärke entsprechend berücksichtigt wurden. Einen Raum hatte diese „Bürgerschaft" vor 1848 nicht: Jedes der 12 Kollegien tagte, beriet und beschloss gesondert.
Das neugotisches Treppenhaus
Gäste des Hauses werden zu jedem Termin über einen roten Teppich in das obere Stockwerk geführt. Das im neugotischen Stil gebaute Treppenhaus ist Ende des 19. Jahrhunderts entstanden. Auf der Zwischenebene wird der Blick von den dortigen Wandgemälden angezogen. Mittig verfängt der Blick bei der Darstellung wie der Herzog Heinrich der Löwe den ersten Lübecker Rat einsetzte. Links davon ist der Lübecker Dom im Bau zu erkennen, der 1173 von Heinrich begründet und 1247 geweiht wurde. Ganz rechts erkennt man einen Stadtschreiber mit der Urkunde des Barbarossa-Privilegs. Kaiser Friedrich der Erste stattete 1188 mit dieser Urkunde Lübeck mit besonderen Rechten aus, um die Vormachtstellung Lübecks in der Region auszubauen.
Die Renaissancetür
Den Eingang zum Audienzsaal bildet das Renaissancetor, das 1573 vom lübschen Tischlermeister Tönnies Evers d. Älteren gefertigt wurde. Auf den zum Foyer zeigenden Kapitellen stehen die bildlichen Darstellungen der Göttin der Gerechtigkeit, Justitia mit Waage und Schwert und der Göttin der Weisheit, Minerva oder Athene, mit Spiegel und Schlange. Auf der Innenseite zeigt das reichgeschnitzte Prachtportal seinen Charakter als Tor zu einem Gericht, mit dem in Holz verewigten Motivs des salomonischen Urteils und der über allem thronenden Inschrift „BEIDE PART SCHAL EIN RICHTER HOREN VND DEN ORDEL" (Beide Seiten soll ein Richter anhören und dann urteilen.)
Die Lübecker Bürgermeister
Tatsächlich kann an dieser Stelle nicht gegendert werden, denn seit Bestehen der Stadt standen dieser stets nur Männer als Bürgermeister vor. Bis heute waren 229 Herren im Amt, so sagt es zumindest der Volksmund, auch wenn es an der Zählweise wissenschaftliche Kritik gibt. Mit der in der Renaissancezeit aufkommenden Portraitmalerei wird in Lübeck auch beständig eine Tradition gepflegt. Bürgermeister die aus dem Dienst ausgeschieden sind, wird die besondere Ehre zu Teil, ein Portrait von sich auf Kosten der Stadt malen zu lassen, welches dann im Rathaus einen Platz finden wird. Tatsächlich hängen im Rathaus aber nur Portraits von ca. 80 ehemaligen Bürgermeistern, viele der anderen Bilder sind noch in Museen zu sehen oder wieder im Privatbesitz. Einzig jene Amtsinhaber während der Zeit des Nationalsozialismus können nicht im Rathaus betrachtet werden. Zum einen, weil von diesen gar keine Portraits angefertigt wurden. Zum anderen, weil diese nicht demokratisch legitimiert waren und somit nicht dem liberalen lübschen Selbstverständnis entsprachen.
Die alte Kämmerei
Im Obergeschoss des Renaissancevorbaus des Rathauses befindet sich ein wunderschönes einfaches Kreuzgewölbe, welches zu den Räumen der ehemaligen Kämmerei der Stadt führt, die dort bis zur Franzosenherrschaft 1811 untergebracht war. Nach der Widerherstellung der Verfassung Lübecks erfuhr der Gebäudeteil eine häufige Wandlung in der Nutzung. Unter anderem wurden die Räumlichkeiten als Wette (ehemalige Polizeibehörde), als Stempelstube oder als Kanzlei der Bürgerschaft genutzt. Heutzutage ist in den Räumlichkeiten eine Fraktion der Bürgerschaft untergebracht und die dort eingebaute Tür wurde 1909 aus Privatbesitz erworben und ein Jahr später eingebaut. Im Bogenfeld über der Tür befindet sich in Öl auf Leinwand eine derbe Darstellung des „Zinsgroschens", welche als Hinweis auf die Pflicht jedes einzelnen Bürgers zu verstehen ist, die dem Staat zustehenden Gelder zu entrichten. Dies wird nochmals durch die Worte unter dem Bild unterstrichen: „Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist."
Der Löwensaal oder das Danzelhus
Das ganze Obergeschoss des langen Hauses vom Erkerzimmer bis zur Kriegsstube wurde von dem Festsaal der Stadt dem „Danzelhus" eingenommen, welches ab dem 15. Jahrhundert nach den auf den Balken aufgestellten Löwen auch „Löwensaal" genannt wurde. Hier handelte es sich tatsächlich um echte ausgestopfte Löwen. Im Jahre 1483 hat der Rat der Stadt Kampen dem Lübecker Rat zwei lebende junge Löwen geschenkt. Es gibt auch Aufzeichnungen, dass in Lübeck im 15. Jahrhundert lebende Löwen gehalten wurden, da deren Unterhaltskosten in den Kostenbüchern zu finden waren. Im Löwensaal sollen seinerzeit aber fünf ausgestopfte Löwen aufgestellt worden sein. Ob es sich bei den Kampener Löwen um ein Paar handelte, welches Nachkommen hatte oder die Stadt später weitere Löwen bekam oder kaufte, ist nicht bekannt. Heute ist hier die Bürgermeisterkanzlei untergebracht, die als zentrale Verwaltungsstelle die Geschicke der Stadt mitbestimmt.
Der Stadtpräsident und die Bürgerschaft
Im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland ist das kommunale Selbstverwaltungsrecht verankert. Neben dem gewählten Bürgermeister ist die Gemeinde- oder Stadtvertretung, welche in den Hansestädten traditionell als „Bürgerschaft" bezeichnet wird, ein Organ dieser demokratischen Staatsgestaltung. Die oder der Vorsitzende der Bürgerschaft führt die Bezeichnung Stadtpräsidentin oder Stadtpräsident. Die Stadtpräsidentin oder der Stadtpräsident vertritt bei öffentlichen Anlässen die Bürgerschaft sowie gemeinsam mit dem Bürgermeister die Stadt als Gebietskörperschaft. Die Bürgerschaft legt die Ziele und Grundsätze für die Verwaltung Lübecks fest und trifft alle wichtigen Entscheidungen in Selbstverwaltungsangelegenheiten. Die Lübecker Bürgerschaft tagt in der Regel einmal im Monat. Die Gremienarbeit erfolgt nunmehr auch vollkommen papierlos und auch die Sitzungen werden sowohl im Internet gestreamt, als auch im lokalen Radio übertragen, so dass alle Bürgerinnen und Bürger daran teilhaben können.
Der Audienzsaal
Der heutige Audienzsaal ist der frühere Ratssaal des Lübecker Rates. Hier fanden nicht nur Versammlungen während der Hansetage statt, hier wurde auch Gericht gehalten in Streitigkeiten zwischen den Hansestädten, Gilden der Stadt oder gegen Einzelpersonen. Um 1759 bis 1761 wurde der Saal im Rokokostil neugestaltet. In dieser Zeit wurden auch die 10 Gemälde vom italienischen Künstler Stefano Torelli und seinem Schüler Francesco Gandini angefertigt. Als Motive wurden Kardinals- und Staatstugenden gewählt, welche die Autorität und Ansehen des Rates unterstreichen sollten.Links neben dem Eingang: „Die freien Künste" Rechts neben dem Eingang: „Der Handel" Dann von links nach rechts: „Verschwiegenheit" „Mäßigung" „Klugheit" „Vorsicht" (Wachsamkeit) „Einigkeit" „Gerechtigkeit" „Barmherzigkeit" „Freiheit"Torelli hatte bewusst in den meisten Gemälden Frauenfiguren verwand, um die jeweilige Tugend darzustellen, einzig das Attribut der Verschwiegenheit konnte seiner zeitgenössischen Auffassung nach, nur durch einen männlichen Krieger verkörpert werden.
Portraitmalerei
Prägend im ganzen Rathaus sind die vielen Bildnisse der ehemaligen Bürgermeister. Mit der Renaissance kam diese Kunstform auf, die uns heute ein paar Einblicke in die Vergangenheit gewährt. Eine besondere Maltechnik, die Silberblick-Malerei, bei der die Augen etwas schielend gemalt werden, erzeugt die optische Täuschung, dass einen der Portraitierte aus allen Winkeln anblickt. Die Augen scheinen einem sogar zu folgen, wenn man sich bewegt. Aber auch kleine Details wie in dem mit Dr. Anton Köhler sind aufschlussreich. Dieser hält eine Zitrone in seiner rechten Hand, welche als Zeichen der Trauer galt und das der Gemalte bei der Fertigstellung des Bildes nicht mehr am Leben war. Viele der Bilder lassen im Hintergrund erkennen, dass im Rathaus Modell gestanden wurde, was stets auch als dezenter Hinweis auf die besondere Position zu verstehen war.
Der rote Saal
Ende des 19. Jahrhunderts entschloss sich der Senat der Stadt zu einer umfassenden Erneuerung des Rathauses unter Berücksichtigung des früheren baulichen Zustandes. So entstand unter anderem der Rote Saal, für dessen Namen die rote Seidenbespannung der Wände namensgebend war. Auf rund zwölf Quadratmetern beeindruckt und dominiert ein großes Leinwandgemälde den Raum. Es zeigt die Seeschlacht bei Gotland am 30. Mai 1564 und erinnert an den Sieg der Lübecker Flotte über die Schweden. Der lübsche Admiral, Ratsherr Friedrich Knebel und der Schiffer Henning Krage erobern das schwedische Admiralsschiff Makeloes, das Flaggschiff des schwedischen Königs Erik der XIV., danach geriet es in Brand, die Schwarzpulvervorräte explodierten und die Makeloes versank in der Ostsee. Das Gemälde vom Künstler Hans Bohrdt entstand im Jahr 1901. Senator Emil Possehl schenkte das Bild seiner Vaterstadt.
Das Kommissarenzimmer
Ein weiterer Raum, der Ende des 19. Jahrhunderts entstand, war das Kommissarenzimmer. Nun hat der Namen aber nichts mit einem Polizei- oder Kriminalkommissar zu tun. Der Begriff Kommissar leitet sich von dem mittellateinischen „commissarius" ab und bedeutet so etwas wie Beauftragter oder Bevollmächtigter. Demnach ist der Raum mit seiner wunderschönen und mit floralen Motiven gestalteten Kassettendecke, nach jenen Menschen benannt, die dort Ihren Dienst im Auftrag der Hansestadt verrichteten und auch mit entsprechenden Vollmachten ausgestattet waren. Heute wird der Raum, wie viele andere historische Räume im Rathaus als Sitzungszimmer oder für verschiedene Veranstaltungen genutzt.
Die Kriegsstube und der Lübeck-Schrein
Im südlichen Teil des Erweiterungsbaus aus der Mitte des 15. Jahrhunderts befand sich die Kriegstube, eine Behörde der Bürgerwehr bzw. des Militärs Lübecks. Diese Kriegskanzlei war weithin berühmt für die reichhaltige und eindrucksvolle Vertäfelung, an welche der Lübecker Handwerksmeister Tönnies Evers der Jüngere fast 20 Jahre lang bis kurz vor seinem Tod im Jahre 1613 gearbeitet hatte. Leider fiel dieser Teil des Rathauses einem britischen Luftangriff am 29.03.1942 zum Opfer. Nach dem Wiederaufbau wurde an der dortigen Stelle der heute so genannte „Lübeck-Schrein" aufgebaut. Erneut wieder eine Arbeit von Lübecker Handwerksmeistern, die hier 38 verschiedene Holzarten verbaut haben und auf drei Tafeln die Geschichte Lübecks als Hafenstadt und Handelszentrum aufzeigt. Vor allem auf den beiden historischen Stadtansichten kann man viele interessante Details aus der Geschichte Lübecks entdecken, zum Beispiel dass die heutige Einkaufsmeile und Fußgängerzone der Innenstadt, die Breite Straße, früher eine gern genutzte Hauptstraße für den Autoverkehr war.
Eines der ältesten Rathäuser Deutschlands
Seit Mitte des 13. Jahrhunderts ist in den Räumlichkeiten des Lübecker Rathauses Verwaltung untergebracht. Nur wenige Rathäuser aus dieser Anfangsphase der Stadtentwicklung Deutschlands werden heute noch von der Verwaltung und dem Rat, in Lübeck die Bürgerschaft, genutzt. Seit jener Zeit haben auch die Lübecker Bürgermeister ihren Sitz in diesem Haus und zumindest im Spätmittelalter war es eine Machtzentrale in Nordeuropa, denn kaum eine Entscheidung im bedeutenden Wirtschaftsraum der Ostsee wurde nicht von den Amtsinhabern beeinflusst oder gar bestimmt. Auch heute noch ist der Bürgermeister von Lübeck automatisch der Vormann des Städtebundes „Die Hanse", die sich 1980 mit vielen alten Mitgliedsstädten aus der Hochzeit im Spätmittelalter wiedergegründet hat und einmal im Jahr zu einem Hansetag zusammenkommt.
Das Erkerzimmer
In diesem kleinen und schön gestalteten Zimmer des Rathauses war in der Vergangenheit unter anderem die Akzisekammer zusammen mit dem Pfundzoll untergebracht, in heutigen Worten also das Steuern- und Zollamt der Hansestadt Lübeck. Aber auch die Stube der Wette, auch „weddehus" genannt, als eine Art Polizeibehörde oder eher Handelspolizeistation, befand sich hier zeitweise bis zum Jahre 1811. Aus dem kleinen angebauten Erker heraus, der aus dem Jahr 1586 stammt, hat man einen weiten Blick in die Breite Straße. Links über dem Haupteingang zum Rathaus kann man noch einen alten Balkon erkennen, von dem aus Gesetze oder andere Proklamationen verkündet wurden. Heute wird der Raum als Sitzungszimmer oder für kleinere Hochzeiten genutzt.
Die Skulptur Gustav I. Wasa von Anders Zorn
Im Obergeschoss des Renaissanceflügels befindet sich in einer Nische eine Statue von Gustav I. Wasa. Wasa war von 1521 bis 1523 Reichsverweser und vom 6. Juni 1523 bis zu seinem Tod König von Schweden. Wasa war Mitglied der Kalmarer Union, die von den dänischen Königen beherrscht wurde. Doch gab es in Schweden starke Unabhängigkeitsbestrebungen, die dazu führten, dass Könige abgesetzt wurden und Schweden zeitweise von Reichsverwesern regiert wurde. Im Rahmen dieser Unabhängigkeitskämpfe musste Wasa fliehen und kam im September 1519 inkognito nach Lübeck. Zuerst fand er Unterschlupf bei Schwedenkaufleuten, diese vermittelten dann den Kontakt zu dem Lübecker Bürgermeister Nikolaus Brömse. Der Lübecker Rat schützte Wasa vor einem Auslieferungsgesuch des dänischen Königs und nach acht Monaten Aufenthalt konnte er getarnt und heimlich nach Schweden zurückkehren. Die Skulptur von Anders Zorn ist eine Miniaturfassung einer Statue von Gustav I. Wasa, die in der Stadt Mora geschaffen und aufgestellt wurde. Die Lübecker Skulptur wurde am 16. Juni 1920 als Geschenk der schwedischen Regierung zur Erinnerung an den Aufenthalt Gustav I. Wasa's in Lübeck aufgestellt.
Die Hörkammer
Angrenzend an den Audienzsaal liegt ein kleiner langgestreckter Raum, die sogenannte Hörkammer des Rathauses. Die Bezeichnung rührt daher, dass hier gerichtliche Verhöre oder Verhandlungen mit Vertretern der Bürgerschaft sowie auswärtigen Gesandten oder Boten stattfanden. Der Raum war früher mit Wandgemälden ausgestattet, die 15 Begebenheiten aus der lübschen Geschichte darstellten. Leider sind diese Ende des 18. Jahrhunderts bei der Umgestaltung des Raums übermalt worden. Im 19. Jahrhundert wurde der Raum erneut umgestaltet und Teile der Gemälde wieder aufgedeckt, näheres dazu ist aber nicht bekannt. Eines jener heute noch freigelegten Bilder stellt den Ausgang der Schlacht bei Bornhöved am 12. Juli 1227 dar, bei der das Heer des Grafen Adolf IV., dem die Lübecker Truppen angehörten, dem Heer des dänischen Königs gegenüberstand. Die Schlacht konnte nur gewonnen werden, da sich die heilige Maria Magdalena in Form einer Wolke vor die Sonne schob, welchen den lübschen Truppen die Sicht nahm. Wie damals üblich hatten die Truppen aus Lübeck um göttlichen Beistand gebeten, der Ihnen dann auch zuteilwurde und mit dem sie das Schlachtenglück drehen konnten. Der Ausgang der Schlacht war die Grundlage für den Aufstieg zur wirtschaftlichen und politischen Machtzentrale im Ostseeraum für die folgenden vier Jahrhunderte. Man vermutet, dass ein Teil der anderen Gemälde unter dem Putz und der Farbe heute noch erhalten sind, eine Freilegung ist aber nicht geplant.
Thomas Mann
Paul Thomas Mann (geb. 6. Juni 1875 in Lübeck; † 12. August 1955 in Zürich, Schweiz) war neben seinem Bruder Heinrich und Willy Brandt einer der berühmtesten Söhne. Mann war ein deutscher Schriftsteller und einer der bedeutendsten Erzähler des 20. Jahrhunderts. Er wurde 1929 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet, was maßgeblich mit der Schaffung seines bekanntesten Romans „Buddenbrooks: Verfall einer Familie" begründet wurde. Dieser Roman gilt heute als der erste Gesellschaftsroman in deutscher Sprache von Weltgeltung und erzählt vom allmählichen, sich über vier Generationen hinziehenden Niedergang einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie und illustriert die gesellschaftliche Rolle und Selbstwahrnehmung des hanseatischen Großbürgertums. Thomas Mann wurde am 20.05.1955 mit der Ehrenbürgerwürde der Hansestadt Lübeck ausgezeichnet.
Große Börse und kleine Börse
Ein weiterer wichtiger Platz für eine Handelsmetropole war ein Gewandhaus, also ein Gebäude in dem die Tuchhändler einen Platz hatten, um die kostbaren Stoffe und Pelze aus fernen Ländern aufzubewahren und mit diesen zu handeln. Später wurde dieser Raum eine Zeit lang nur als Kornspeicher und Versammlungsort der Gewandschneider genutzt. Anfang des 17. Jahrhunderts erhielt Lübeck das Recht eine Börse einzurichten. In einer Börse standen zu bestimmten Tageszeiten, spezialisierte Händler in Funktion eines Maklers und vermittelten Kontakte zwischen Käufern und Verkäufern von bestimmten Waren, aber es wurden auch Kredite und Dienstleistungen vermittelt. Da das Gewandhaus keine echte Nutzung mehr erfuhr, wurde es im Jahre 1673 zur Börse umgebaut, so dass dieser Marktteil nicht mehr unter freiem Himmel stattfinden musste. Der Rathausteil wurde dann aber auch immer wieder für Veranstaltungen und Versammlungen genutzt und das hat sich bis heute nicht geändert, die beiden Räume Große Börse und Kleine Börse sind heute viel genutzte Veranstaltungsräume.
Die Ausstattung im Audienzsaal
Eindrucksvoll am Rand des Raums steht ein 3,80m hoher Ofen aus Gusseisen der Eisengießerei Quint aus dem Jahre 1755, welcher nach einem Entwurf des Stadtbaumeisters J. A. Soherr gefertigt wurde. Dieser konnte nur vom Nebenraum aus befeuert werden, um etwaige Sitzungen im Saal nicht zu stören. An der Decke hängen seit 1899 Kristallkronleuchter die dort den Audienzsaal mit elektrischem Licht erhellen und ca. 300kg schwer sind. Zuvor befanden sich dort Gaskronleuchter und davor ganz klassische Kristallkronleuchter mit Kerzenschein, die heute im St. Annen Museum zu bewundern sind. Mit Blick in den Raum fallen die fünf roten, viersitzigen Kanapees (Sofas) auf. Das hintere ist etwas größer und höher und war den vier Bürgermeistern vorbehalten. Die anderen vier an den Seiten waren für die sechzehn Ratsherren. Die Kanapees bestehen aus Eiche mit einer reichen Rokokoschnitzerei und rotem Plüschbezug.
Der Bürgerschaftssaal
Lübeck war von 1806-1866 völkerrechtlich souverän und auch danach durch ein hohes Maß an Selbstverwaltung und Konsensdemokratie geprägt. Eine Bürgerschaft in heutigem Sinn gibt es in Lübeck erst seit 1848. Davor gab es die sogenannten „Kollegien", 12 an der Zahl. Man kann die Kollegien als Gemeinschaft der verschiedenen Gruppen der Bürgerinnen und Bürger verstehen. Die Kollegien insgesamt bezeichnete man als Bürgerschaft. Diese Bürgerschaft war ständisch gegliedert. Sie beschränkte sich ausschließlich auf Kaufleute, Gewerbetreibende und Handwerker, wobei diese auch nicht ihrer zahlenmäßigen Stärke entsprechend berücksichtigt wurden. Einen Raum hatte diese „Bürgerschaft" vor 1848 nicht: Jedes der 12 Kollegien tagte, beriet und beschloss gesondert.